29.12.2018 Jessica Hanack , Berliner Morgenpost
Eine eigene Uhrenserie designen und auf den Markt bringen – davon hat Wilfried Liefer schon vor 30 Jahren geträumt. Jetzt hat er sich zusammen mit seiner Tochter Mia-Phyllis den Traum erfüllt. Im Alter von 60 Jahren hat Liefer das Start-up „FineWatchesBerlin“ mit Sitz in Spandau gegründet. Die ersten Modelle werden seit Kurzem verkauft.
Bis sie die ersten Prototypen ihrer Unisex-Uhren in den Händen halten konnten, vergingen viele Monate mit Planungen, Zeichnungen und Recherche. 14 Monate, sagt Liefer, seien von seiner ersten Aufzeichnung bis zu den fertig produzierten Uhren vergangen. „Ich habe alle Entwürfe per Hand selbst gezeichnet“, erzählt der Berliner. Seine Tochter erfuhr zunächst nichts von den Plänen ihres Vaters. Sie habe sich nur über die vielen Uhren gewundert, die ihr Vater plötzlich bestellte, erinnert sich die 31-Jährige.
Mia-Phyllis ist von der Idee sofort begeistert
Liefer erklärt das mit einer „Qualitätsrecherche“: Die bestellten Uhren habe er zu Hause auseinandergebaut und geprüft, wie gut Technik und Verarbeitung sind. Schließlich erzählte er seiner Tochter von der Idee, eine neuen Uhrenmarke auf den Markt zu bringen. Sie war begeistert und bot an, die Vermarktung zu übernehmen – immerhin hat die 31-Jährige eine Ausbildung in Kommunikation und Marketing absolviert. „Für mich ist das super spannend“, sagt sie. „Eine neue Marke auf den Markt zu bringen, ist der Traum von jedem, der diesen Job macht.“
So verfolgen sie nun als Duo das Ziel, mit ihren Uhren erfolgreich zu werden. Drei Modelle beinhaltet die erste Reihe „Teufelsberg“ – Namensgeber ist tatsächlich der Berliner Teufelsberg. „Ich bin dort früher oft Mountainbike gefahren“, erzählt Wilfried Liefer. Heute gehe er dort spazieren, genieße die Aussicht. „Den Blick gibt es nur einmal über Berlin.“ Der Bezug zur deutschen Hauptstadt ist den Designern wichtig. Die Namen der Uhren sollen an besondere Orte oder Ereignisse in der Stadt erinnern. Er selbst lebe seit über 30 Jahren in Berlin, seine Tochter ist in Spandau geboren und aufgewachsen. Die Stadt ist Heimat für die beiden, deshalb sollen auch die Uhren mit ihr verbunden sein. Weitere Inspiration für die Modelle, die durch ihr klassisches, gleichzeitig auch modernes Design überzeugen sollen, lieferte das Bauhaus: die legendäre Kunstschule, die im kommenden Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert.
Liefer beschreibt sich selbst als „unternehmerischen Menschen“, der immer etwas machen muss, immer wieder etwas braucht, das ihn fordert. Während seiner Karriere hat er einige Jobs ausgeübt – von einer Ausbildung auf dem Bau, über ein Studium in Sozialarbeit bis zur jahrelangen Leitung eines Juweliergeschäfts.
Zuletzt hat er einen Massagebetrieb geführt. „Ich habe vorher schon Schmuck entworfen“, erzählt Liefer, der auch Goldschmied gelernt hat. „Bei Uhren hat mich die Technik gereizt.“ Und auch auf die Details im Design hat er Wert gelegt – seien es hervorgehobene Ziffern, feine Gravuren auf der Rückseite der Uhr oder winzige, blaue Schrauben, die eingebaut wurden. „Das macht mir Spaß“, sagt er
Die Begeisterung des Vater-Tochter-Gespanns für ihre Uhren ist im Gespräch schnell zu spüren. Die Unterseite der Modelle ist mit dem Spruch „From Berlin with Love“ verziert und die Liefers meinen es genau so, wie es dort geschrieben steht. Produziert werden die Uhren aber nicht hier, sondern in China. „Ich hatte am Anfang Angst, dass man nicht weiß, was da passiert“, sagt Liefer, „aber wir haben viel Einblick.“ Regelmäßig würden Fotos und Videos verschickt, es gebe eine gute Zusammenarbeit mit den acht Fabriken, die an der Herstellung beteiligt sind. „Man hat nicht das Gefühl, das passiert am anderen Ende der Welt“, meint auch Mia-Phyllis.
Die Spandauerin ist nun dafür zuständig, die Uhren bekannt zu machen. Sie ist in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram aktiv und betreut die Website. Künftig sollen noch weitere Netzwerke, wie die Videoplattform Youtube, hinzukommen. „Ich liebe es, von Anfang an dabei zu sein“, sagt Mia-Phyllis Liefer. Sie fotografiert, bearbeitet die Bilder, überlegt, welche Geschichte damit erzählt werden soll. So, erklärt die 31-Jährige, soll die Uhr etwa ihre Träger dazu animieren, sich Zeit zu nehmen und ein „Besinnungsanker“ sein.
Designer haben bereits Ideen für weitere Modelle
Mit ihren Uhren wollen die Berliner außerdem die Organisation „Hands with Hands“ unterstützen. Diese initiiert Projekte in Nepal, um die Menschen dort zu stärken und unter anderem Bildung und Gesundheit zu fördern. 50 Euro pro verkaufter Uhr – deren Preis liegt bei 698 Euro – sollen nach Nepal fließen.
Bislang hätten sie viel Zuspruch für ihre ersten Modelle bekommen, erzählen die beiden. Ob von anderen Uhren-Designern oder auch dem Unternehmen, das die Logistik übernimmt, obwohl „FineWatchesBerlin“ noch ganz am Anfang steht. „Es ist toll, Leute zu treffen, die sagen, wir machen das einfach mal“, sagt Designer Liefer. Natürlich soll es nicht bei der schwarzen, der weißen und der silbernen „Teufelsberg“-Uhr bleiben. Sofern der Verkauf der ersten 500 Stück gut läuft, will das Spandauer Unternehmen nachlegen. „Ideen sind nicht das Problem“, sagt Liefer und lacht. Für vier weitere Modelle seien die Pläne fertig. „Ideal wäre, wenn im Sommer die nächsten Modelle kommen“, sagt er. Bei diesen, fügt Tochter Mia-Phyllis hinzu, durfte sie beim Design sogar ein bisschen mitreden.
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