Chrononautix : Eine weitere Bauhaus-Uhr aus Berlin
FineWatchesBerlin TEUFELSBERG im Test: Nur noch eine weitere Bauhaus-Uhr? Ja und nein…
Och nee, nicht schon wieder eine Bauhaus-Uhr!? Uhrenmarken mit minimalistischem Design sind (auf der Erfolgswelle von Daniel Wellington schwimmend) in den letzten Jahren nur so aus dem Boden geschossen, das ist sicherlich nicht abzustreiten. FineWatchesBerlin-Inhaber Wilfried Liefer und seine Tochter Mia machen mit ihrem allerersten Modell TEUFELSBERG aber doch einiges anders als viele andere Neueinsteiger-Bauhaus-Marken. Was genau, zeige ich euch in diesem Test…
Eckdaten zur Fine Watches Berlin TEUFELSBERG by W. Liefer:
- Saphirglas (Oberseite)
- Glasboden verschraubt mit Saphirglas
- Double-Layer Zifferblatt mit eingelassener kleiner Sekunde und applizierten Indizes
- dekoriertes Miyota 8218 Automatikwerk mit graviertem Rotor und gebläuten Werkschrauben
- Gehäuse aus Edelstahl mit 40,5 mm Durchmesser, Höhe 11 mm
- Braunes Lederband 20 mm Bandanstoß mit Schnellwechselsystem / ein schwarzes Wechselband ist kostenlos im Lieferumfang enthalten
- Wasserdichtigkeit 50 Meter / 5 bar (spritzwassergeschützt)
- Box aus Bambusholz mit Magnetverschluss
- erhältlich in drei Varianten
- UVP: 698€ (Preis beinhaltet eine Spende in Höhe von 50€ an das Projekt „Hands with Hands“ in Nepal)
„Minimalist Watch Brand Disrupting the Watch Industry“ – so läuft es normalerweise ab
Ihr glaubt gar nicht wie oft ich E-Mails von neu aus dem Boden gestampften Marken mit minimalistischem Design kriege, bei denen man schon bei den unpersönlichen Review-Anfragen herauslesen kann, dass nur ein paar Jungspunde, die sich noch nie wirklich mit Uhren beschäftigt haben, einen Stückchen vom Erfolg der Daniel Wellingtons dieser Welt abhaben wollen – offenbar kann man als Anhängsel dieser Marke immer noch genug Geld verdienen. Leidenschaft und Liebe zu Uhren = Error 404 not found.
Einmal wurde ich wegen eines Tests angeschrieben mit dem Hinweis auf die 18-monatige Entwicklungszeit der Uhr. Mein erster Gedanke: „Hui, da hat sich aber jemand Mühe gegeben!“. Beim kurzen Ansurfen der Website kam dann aber schneller die Ernüchterung als ich augenrollend „minimalst watch brand disrupting the watch industry“ murmeln konnte: 12 Striche, 2 Zeiger und der zweiteilige englische Markenname – mehr war auch bei dieser Luftnummer nicht zu finden.
Hier ein kleiner Auszug aus einer dieser Anfragen, mit dem man problemlos Bullshit-Bingo spielen könnte:
„[…] während wir mit unserem Uhrenlabel […] passioniert das Ziel verfolgen Damen und Herren dieser Welt stilbewusst mit Zeitmessern auszustatten, die maßgeblich für einen kosmopolitischen Lebensstil und Abenteuerlust stehen, sind wir auf Deinen Uhrenblog aufmerksam geworden. Namensgeber und Inspirationsquelle unseres Uhrenlabels ist ein englischer Uhrmacher, Abenteurer und Geschäftsmann […] Ein Globetrotter und Kosmopolit, der Grundlage unserer gesamten Unternehmensphilosophie ist und durch dessen Geschichte Freiheit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zentrale Werte unseres jungen Start-Ups wurden. Unsere Linien [… ] richten sich an weltmännische, freiheitsliebende, abenteuerhungrige, kosmopolitische Frauen und Männer. Aus diesem Grund gilt die Geschichte unseres Namensgebers […] als zentrale Säule unseres Labels.“
Solche Uhren aus dem China-Baukasten werden immer (mal mehr, mal weniger lieblos) mit demselben drumherum beworben:
- Quarzer für um die 200€
- Saphirglas (!!!11) – ganz wichtig, klingt schließlich nach etwas ganz Besonderem und wertvollen Edelsteinen
- Fokus auf Lifestyle und eine fantasierte Geschichte
- Zweiteiliger Marken-Name – optimalerweise englisch oder skandinavisch angehaucht (IKEA ist ja schließlich auch mit schlichtem Design erfolgreich!)
Und ganz wichtig: Man vergesse nicht zu betonen, dass natürlich jede neue minimalistische Marke die Uhrenindustrie revolutioniert, da Distributoren umgangen werden und direkt an den Kunden verkauft wird.
Wer des Englischen mächtig ist, dem empfehle ich einen Blick in diese satirische Zusammenfassung
Dass es auch merkbar anders geht, zeigt das Beispiel FineWatchesBerlin by W. Liefer…
Bauhaus aus Berlin: Was macht FineWatchesBerlin by W. Liefer anders?
Nun, das Design von FineWatchesBerlin ist auf den ersten Blick nichts weltbewegend Neues: Das erste Modell aus der Feder des Gründers Wilfried Liefer mit dem Namen „TEUFELSBERG“ (benannt nach der gleichnamigen Berliner Sehenswürdigkeit) ist designtechnisch schlicht gehalten und bewegt sich im Bauhaus-Dunstkreis von Junghans und NOMOS Glashütte. Auf den zweiten Blickt entdeckt man aber die vielen liebevollen Details – hierzu gleich mehr. Kommen wir zunächst zum Kopf hinter FineWatchesBerlin.
Nach meinem überaus freundlichen Kontakt mit Wilfried Liefer hatte ich schnell das Gefühl, dass er etwas Nachhaltiges aufbauen will – mit viel Leidenschaft und Begeisterung. Sympathisch-bodenständige Interviews von Wilfried Liefer, zusammen mit seiner Tochter Mia, die ihn tatkräftig unterstützt, bestätigten meinen ersten Eindruck.
In den Interviews macht das Berliner Vater-Tochter-Gespann gar keinen Hehl es darum in Fernost produzieren zu lassen: Die beiden gehen ganz ehrlich mit der Herstellung in China um. Es ist zwar ein offenes Geheimnis, dass sogar Swiss Made-Uhren oftmals zu einem großen Teil aus Komponenten, die in Fernost produziert werden, bestehen – offen aussprechen will das aber in der Regel niemand. Von daher: Daumen hoch für die offene Kommunikation!
Familie Liefer gibt auch ein paar Einblicke in die Zusammenarbeit mit den chinesischen Produktionsstätten: „Ich hatte am Anfang Angst, dass man nicht weiß, was da passiert“, sagt Wilfried im Interview mit der Berliner Morgenpost, „aber wir haben viel Einblick.“ Der Inhaber und seine Tochter erhalten regelmäßig Fotos und Videos – die Zusammenarbeit mit den acht Fabriken, die an der Herstellung beteiligt sind, laufe gut. „Man hat nicht das Gefühl, das passiert am anderen Ende der Welt“, meint Mia Liefer.
FineWatchesBerlin: Bauhaus-Uhr TEUFELSBERG im Test
Betrachtet man das Einstiegsmodell „TEUFELSBERG“ etwas genauer, wird schnell klar, dass Familie Liefer sehr darauf bedacht ist ihrer Uhrenmarke eine eigene Identität zu geben: Designtechnisch gibt es einige eigenständige Elemente und liebevolle Details zu entdecken, zum Beispiel die schicken, gebläuten Schrauben bei den Hörnern. Diese sind allerdings rein dekorativ, da der Bandwechsel über Federstege mit Schnellwechselsystem funktioniert (hierzu später mehr).
Auch dem Zifferblatt hat Wilfried Liefer designtechnisch viel Liebe gewidmet: Es ist nicht einfach nur platt und bedruckt wie bei vielen günstigeren minimalistischen Bauhaus-Quarzern, sondern wirkt durch die tiefer gelegte kleine Sekunde und die gebläuten, applizierten Indizes bzw. Ziffern schön plastisch und dadurch sehr hochwertig. Auch der Blauton der Indizes mit den verschiedenen Nuancen (je nach Lichteinfall) weiß zu gefallen.
Beim genauen Betrachten des Zifferblattes zeigt sich, dass sogar der Fine Watches Berlin-Markenschriftzug extrem fein und plastisch umgesetzt ist – toll!
Schön: das Design der kleinen Sekunde wird auf der Krone der FWB TEUFELSBERG in Form eines eingelassenen Logos fortgeführt:
Beim Innenleben setzen die Berliner auf ein japanisches Miyota 8218 Automatikwerk mit kleiner Sekunde. „700 Euro für ein Miyota?“ entlockte es auf meinem Instagram-Account einem meiner Follower. Tatsächlich musste auch ich erst mal schlucken. Auf der einen Seite spricht grundsätzlich nichts gegen ein Miyota aus der 8er Baureihe: Es ist ein bewährtes und als robust geltendes Automatikwerk, welches ich gegenüber einem 08/15-Quarz-Werk jederzeit vorziehen würde. Auf der anderen Seite hätte es in Anbetracht des Preises der FWB TEUFELSBERG gerne auch ein moderneres Automatikwerk sein dürfen: das Miyota 9015 oder aktuelle ETA- bzw. Sellita-Werke beispielsweise kommen mit einem Sekundenstopp bei gezogener Krone und einer höheren Frequenz von 28800 statt 21600 bph und damit auch einem sauberer schleichenden Sekundenzeiger.
Die schicken Werksdekorationen in der FineWatchesBerlin TEUFELSBERG lassen diesen Kritikpunkt allerdings zumindest ein Stück weit vergessen: Die gebläuten Schrauben und die tiefe Gravur des Rotors sind alles andere als eine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse.
Miyota gibt beim 8218 hinsichtlich Ganggenauigkeit einen Standardwert von -20 bis +40 Sekunden pro Tag an. Mit anderen Worten sind alle Miyota 8218 Automatikwerke, die im Bereich -20 bis +40 Sekunden pro Tag laufen, wenn sie an die Uhrenhersteller verschickt werden, offiziell im Rahmen.
Der Knackpunkt: Viele Uhrenhersteller verbauen (aus Kostengründen) Miyota-Werke aus der 8er Baureihe ohne weitere Regulierung, weshalb auch Uhren mit recht großer Abweichung in den Verkauf kommen können (denn wie gesagt: Laut Miyota-Spezifikation wären ja sogar +40 Sekunden noch in einem „akzeptablen“ Rahmen). Grade bei günstigen Automatikuhren für um die 200€ ist das der Fall. Und wenn man als Kunde mal „Pech“ hat, gelangt man an eine Uhr mit großer Gangabweichung, was verständlicherweise für Unzufriedenheit sorgen kann.
Das Miyota 8218 in der FineWatchesBerlin TEUFELSBERG, gemessen mit dem Frederique Constant Analytics Clip, läuft mit +3,1 Sekunden pro Tag aber in einem exquisiten Bereich – viel besser geht es nicht! Auf Nachfrage bei FWB bestätigte man mir, dass im Rahmen der Werksdekorationen auch eine Regulierung vorgenommen wird.
Das rundum polierte Gehäuse der Fine Watches Berlin TEUFELSBERG ist hervorragend verarbeitet und mit einer Größe von 40,5 mm Durchmesser einen Tick größer als Bauhaus-Alternativen anderer Hersteller. Dennoch ist das Modell auch gut für kleinere Handgelenke bzw. die Damenwelt geeignet – zu schmal sollte das Handgelenk aber auch nicht sein: Die Höhe des Gehäuses beträgt 11 mm und wirkt dadurch an allzu zierlichen Ärmchen möglicherweise doch etwas zu wuchtig (hierzu gleich mehr).
Das Uhren-Gehäuse ist wasserdicht bis zu 5 Meter (50 bar) – das entspricht Spritzwasserschutz – weshalb die TEUFELSBERG nicht für einen Sprung ins kühle Nass von Havel oder Spree geeignet ist. Das ist für diesen Typ Uhr aber durchaus normal und geht daher absolut in Ordnung.
Nur einen Kritikpunkt habe ich: die seitliche Gehäuse-Gravur hätte meiner Meinung nach nicht sein müssen – solche „Bandenwerbung“ spaltet oftmals die Gemüter und sollte im Zweifelsfall lieber dem Rotstift zum Opfer fallen. Mich persönlich stört’s nicht, aber ich kann auch Uhreninteressierte verstehen, denen solch ein Schriftzug dann doch etwas zu viel ist.
Dank des recht kompakten Durchmessers ist der Tragekomfort der FineWatchesBerlin TEUFELSBERG hoch – das liegt auch am sehr weichen und natürlich nach Leder riechenden Lederband mit farblich perfekt zu den Indizes passenden Ziernähten und dezenten Prägungen.
Gut: Das vormontierte Lederband lässt sich dank Schnellwechselsystem ratz-fatz gegen das kostenlos beiliegende schwarze Lederband austauschen:
Hier noch ein Vergleichsbild der Fine Watches Berlin TEUFELSBERG an meinem Handgelenk mit 19 cm Umfang und am zierlichen Handgelenk meiner Frau mit 15,5 cm Umfang (welches Bild welcher Arm ist muss ich aufgrund der Behaarung glaube ich nicht erwähnen ;-)):
Interview mit Wilfried Liefer
Ich war neugierig und habe Wilfried Liefer noch ein paar weitere Interview-Fragen gestellt……
Über sich:
Angenommen du hättest eine Zeitmaschine – in welches Jahr würdest du reisen und warum?
Das kommt darauf an, ob ich auch wieder zurück kommen kann …! Aber ich würde zurückreisen in die Vergangenheit. Ziel wäre circa 1960, um meinem Vater all die Fragen zu stellen, die ich nicht stellen konnte, da er zu früh verstorben ist.
Wenn der Tag 48 Stunden statt 24 Stunden hätte – für was würdest du die zusätzliche Zeit nutzen?
Ich glaube mein Tag würde nicht viel anders aussehen. Da ich recht zufrieden bin mit dem Ablauf meiner Tage… Wahrscheinlich wären meine derzeitigen Projekte schneller fertig und ich könnte mich Ideen widmen, die jetzt noch gar nicht aufgetaucht sind…..
Welchen Tag bzw. welche Uhrzeit wirst du nie vergessen?
Das ist ganz unterschiedlich, da gibt es privat einige sehr schöne, aber auch sehr erschütternde Momente, die ich nie vergessen werde. Allerdings ist hier nicht der richtige Rahmen, um darüber zu sprechen.
Ansonsten erinnere ich mich noch genau an den 11.September 2001: Ich war im Geschäft und bei meinem Freund nebenan lief der Fernseher… Diese ungläubige Betroffenheit, als wir vor den Laden gegangen sind, hatte sich in meiner Erinnerung eine seltsame Stille über den ganzen Marktplatz gelegt.
Natürlich werde ich nie den Moment vergessen, als wir mit meiner Tochter nach ihrer Geburt aus dem Krankenhaus nachhause gekommen sind; den ersten „richtigen“ Kuss mit 13; die Situation als ich vom Tod meines Vaters erfuhr….
Was war deine allererste mechanische Uhr? Zu welchem Anlass hast du diese gekauft/geschenkt bekommen?
Meine erste ChronoSwiss fällt mir da ein. Ein Weihnachtsgeschenk in den späten 1980er Jahren. Eine, für heutige Verhältnisse, winzige Uhr, 34 mm Durchmesser, Handaufzugswerk mit Vollkalender. Durchaus damals noch eine gängige Größe für eine Männeruhr….
Chronoswiss hat zu der Zeit noch alte überarbeite Werke verbaut. Außer der Zwiebelkrone erinnerte noch nichts an die später so erfolgreiche Regulateur-Serien. Den Vertrieb hatte ein Herr Müller, ein kleiner Aktenkoffer reichte für die gesamte Kollektion, seine Haupteinnahmequelle war der Verkauf von wunderschönen Wanduhren der Firma Sattler. Eine sehr schöne Erinnerung an eine aufregende Zeit.
… über Fine Watches Berlin:
Wo siehst du FWB in 10 Jahren ?
Naja, 10 Jahren sind lange hin… Natürlich haben wir uns Gedanken über die langfristige Ausrichtung der Marke gemacht. Vorrangig ist allerdings erstmal die Positionierung am Markt. Wir möchten in 12 Monaten Break Even haben und dann den Radius Schritt für Schritt erweitern.
Ich denke in 10 Jahren werden wir immer noch eine kleine feine Marke für ein spezielles Design-Publikum sein. Angedacht sind vier bis fünf Produktlinien, ausschließlich mechanischer Uhren. Darunter eine Reihe limitierter Modelle, ein paar Handaufzüge, sicher auch eine reine Damenuhr. Und es gibt erste Ideen für einen Chronographen….
Welche Zielgruppe möchtest du mit Fine Watches Berlin ansprechen? Doch sicherlich nicht nur Berliner oder Touristen, die ein Souvenir mit in die Heimat nehmen wollen? Wie wichtig ist dir das Lokalkolorit in den FWB-Uhren?
Der Bezug zu Berlin ist schon wichtig für uns. Meine Tochter und ich fühlen uns der Stadt sehr verbunden. Ich selbst lebe seit fast 35 Jahren hier und Mia-Phyllis ist hier geboren. Für mich hat sich in Berlin eine völlig neue Perspektive in meinem Leben eröffnet und dieses „Alles ist möglich„ versuchen wir auch in unseren Uhren umzusetzen.
Und man darf nicht vergessen, dass Berlin eine der beliebtesten und bekanntesten Städte weltweit ist, also marketingtechnisch nicht uninteressant …
Natürlich ist unser Kundenkreis nicht auf Berliner und Touristen beschränkt. Obwohl gerade der Umsatz von Touristen im Berliner Uhren- und Schmuckhandel nicht zu unterschätzen ist.
Grundsätzlich wollen wir Menschen ansprechen, die Interesse an schönen, feinen, klar durchdachten Dingen haben. Die Neuem gegenüber offen sind, aber durchaus an Erprobtem, Bewährtem festhalten… Menschen, die sich Zeit nehmen und Muße haben sich mit dem, was sie fasziniert, länger und tiefer zu beschäftigen.
Unser Kunde hat einen Sinn, ein Gespür für Wertigkeit; ein neues iPhone kann ihn ebenso begeistern wie seine 30 Jahre alte SR 500 oder seine handgefertigten Schuhe. Er gibt dem Impuls nach, einfach mal aus dem täglichen Getriebensein heraus zu treten, sich einen Moment Zeit für sich selbst zu nehmen, sich etwas zu gönnen.
Jemand, der sich mit einem guten Kaffee hinsetzt, seine FineWatchesBerlin vom Handgelenk nimmt und sich den vielen kleine Details der Uhr ganz in Ruhe widmet und sich daran erfreut.
Warum grade das Spendenprojekt „Hands with Hands“? Nepal ist ganz schön weit weg von Berlin…
Das stimmt wohl, Nepal ist nicht gerade im Kiez. Die kurze Antwort: die Initiatorin von Hands with Hands ist eine gute Freundin von uns, und dadurch total vertrauenswürdig. Jeder Cent der Spende kommt tatsächlich vor Ort an.
Die etwas längere Antwort ist, dass wir hier in Europa, im Vergleich mit anderen Gegenden auf der Welt, ein ziemlich eng geknüpftes soziales Netz haben. Es geht uns gut ! Natürlich geht die Schere auch bei uns immer weiter auf, und es gibt auch in Berlin viele unterstützenswerte Projekte.
Wenn man aber bedenkt, was 50 Euro in Berlin bewegen, und gleichzeitig weiß, dass der gleiche Betrag in Nepal den Lebensweg eines Kindes um 180 Grad verändern kann, fällt mir die Entscheidung nicht schwer.
Das Geld wird dort als Hilfe zur Selbsthilfe verwendet, und ermöglicht den Menschen sich in ihrer Heimat einen lebens- und bleibenswerten Lebensraum zu erschaffen.
Wir könnten jetzt noch ausführlich darüber sprechen, welche Auswirkungen diese Art der Hilfe auf das Leben hier in Europa hat, usw…aber das führt dann in eine grundsätzliche politische Diskussion. Und sprengt sicher den Rahmen dieses Blogs…
Im Jahre 1987 bist du in das Juweliergeschäft Brose eingetreten und hast das Geschäft in der Berliner Altstadt bis ins Jahr 2002 geführt. Du bist aber auch gelernter Handwerker, studierter Sozialpädagoge und hast sogar Yoga unterrichtet – wieso hast du grade jetzt deine eigene Uhrenmarke ins Rennen geschickt?
Yoga unterrichte ich übriges immer noch wöchentlich für eine Gruppe von Männern. Und gemeinsam mit meiner Frau leiten wir einen Kurs für Paare. Ich bin also immer noch vielseitig interessiert und tätig….
Die Idee eine eigene Uhr zu gestalten ist mittlerweile mehr als 30 Jahre alt und stammt aus der Zeit als ich das Juweliergeschäft hatte.
Das war in den frühen 1990ern, als Jörg Schauer, Alain Silberstein, Chronoswiss, Jaques Etoile, Nomos, usw. – damals noch recht unbekannte Marken – Aufmerksamkeit und Verkaufspunkte suchten.
Mich hat immer wieder der Mut, die Kreativität, das Neue und die Begeisterung an den jungen Uhrenbauern beeindruckt. Und wir waren damals für viele dieser Marken einer der ersten PoS in Berlin.
Das die Idee gerade jetzt wieder aufgetaucht ist, lag vor allem daran, dass wir ein anders Projekt beendet hatten, und plötzlich wieder Raum war für Neues. Und machmal ist eben etwas Neues etwas ganz Altes, was noch nicht umgesetzt wurde.
Und die Bedingungen, sowohl was den Entwurf, die Produktion und den Vertrieb angeht, sind heutzutage so viel einfacher geworden – was man auch daran sehen kann, dass es mittlerweile Micro-Brands gibt wie Sand am Meer….
Onlinevertrieb vs. Juweliergeschäft: Welchen Kanal siehst du als wichtiger für FWB an?
Da sind wir flexibel, es ist für uns kein „Entweder-Oder“. Was wir nicht machen werden, ist mit dem Kollektionskoffer durch die Lande ziehen, um PoS zu finden.
Ich denke es wird sich organisch ein Mix aus Online und Einzelhandel ergeben. Neben unserem eigenen Onlineshop, sind wir dabei den Verkauf auch über andere, ausgewählte Online-Design-Shops aufzubauen. Das lässt sich gerade sehr gut an.
Im Handel werden wir schauen wie gut der klassische Juwelier zu uns passt. Auch hier gibt es unterschiedliche Überlegungen, wie zB. die Zusammenarbeit mit einem Modelabel, Design-Shops, Pop-Up Läden zu besonderen Anlässen an bestimmten Orten… Also, da sind wir nicht festgelegt. Wobei der Verkauf nur durch unseren eigenen Onlineshop wirtschaftlich natürlich die attraktivste Lösung wäre.
Im Preisbereich von FWB (<1000€) tummeln sich einige gestandener Hersteller, z.B. aus der Schweiz. Angenommen ein Kunde hat sich eigentlich schon für eine Tissot entschieden – wie würdest du ihn oder sie überzeugen doch eine FWB-Uhr zu kaufen?
Das ist wohl richtig, wenn man nur das reine Preissegment betrachtet, gibt es reichlich Mitbewerber.
Aber der Verkauf geht nur zu einem geringen Teil über den Preis.
Wir glauben, unser Kunde kauft eine FineWatchesBerlin nicht deshalb, weil sie 698 Euro kostet. Sondern, weil er eine FWB haben möchte. Ich muss einen potentiellen Kunden nicht durch Herabsetzen eines Mitbewerbers überzeugen oder ihn mit „Newslettern“ und ständigen Sonderangeboten „zumailen“, oder mit dem „ Black Friday“ locken, damit er eine unserer Uhren kauft. Das Design und die Wertigkeit unsere Uhr, die Story, das Markenimage sind unsere Hauptverkaufsargumente. Wir arbeiten daran, dass der Kunde FineWatchesBerlin gezielt sucht.
Wir drängen uns nicht lautstark auf!
Und, eine Tissot ist eine gute Uhr, warum sollte ich jemanden davon abraten, wenn er sie unbedingt haben möchte ?
Kleine, unabhängige Uhren-Marken (Micro-Brands) schießen in den letzten Jahren aus dem Boden, indem diese neue Modell-Ideen über Crowdfunding (meistens via Kickstarter) finanzieren. Ist dieser Weg auch für FWB möglicherweise mal ein Thema?
Eine Frage, die wir uns auch gestellt haben. Und bisher haben wir uns dagegen entschieden.
Für mich gehört zum Unternehmer sein auch dazu, an sein Produkt zu glauben und den Arsch in der Hose zu haben auch ein gewisses Risiko einzugehen. Ich glaube das zeugt von einem gesunden Selbstverständnis und von Zutrauen in seine Fähigkeiten.
Wir haben uns ein gewisses Maß an Zeit gegeben und arbeiten eher daran die Marke langsam von unten aufzubauen. Ich glaube gute Geschäftsbeziehungen zum Kunden und zu Geschäftspartnern brauchen Vertrauen, Verlässlichkeit und eben auch Zeit zum Wachsen.
Wir suchen nicht unbedingt den schnellen, kurzen Kick. FineWatchesBerlin soll sich mit den Jahren zu einer soliden, gesunden Marke entwicklen und nicht in 5 Jahren im Kaufhaus verramscht werden.
Unser Projekt ist gut durchgerechnet und wir vertrauen darauf, dass die Unterstützung und das unglaubliche positive Feedback das wir bisher bekommen haben uns auf unserem Weg weit bringen wird.
Es ist durch die Crowdfunding-Plattformen sehr einfach geworden ein beliebiges Projekt zu starten, ohne dass man eigenes Kapital riskiert. Leider ist das für viele mittlerweile so wie Monopoly spielen geworden.
Solche Plattformen haben sicher in der heutigen Zeit ihren Sinn und ihre Berechtigung. Viel wertvolle, sinnvolle Projekte wären ohne diese Art der gemeinschaftlichen Finanzierung garnicht denkbar. Aber ob das unbedingt Uhren sein müssen…
Danke für das Interview, Wilfried!
Fazit zur FineWatchesBerlin TEUFELSBERG
„From Berlin with Love“ – die FWB TEUFELSBERG wäre sicherlich kein Schnäppchen, wenn man sie als Souvenir aus der Hauptstadt mitbringen möchte. Ich muss natürlich zugeben: Betrachtet man nüchtern das Innenleben (Miyota 8218 Automatikwerk) der FWB Teufelsberg wirkt der Preis in Höhe von knapp 700€ auf den ersten Blick ziemlich ambitioniert – trotz der schicken Werksdekorationen und der hervorragenden Regulierung (+3 Sekunden pro Tag) wäre mir persönlich ein moderneres Werk wie das Sellita SW 260 (ebenfalls mit kleiner Sekunde) – gerne auch in einer undekorierten Variante und dafür mit Stahlboden – lieber gewesen.
Meiner Meinung nach ist das erste Modell der Berliner aber dennoch eine lohnenswerte Anschaffung, selbst wenn man keine innige Beziehung zu unserer Hauptstadt hegt: Völlig unabhängig vom Innenleben spricht für die FineWatchesBerlin TEUFELSBERG die vergleichsweise aufwendige und sehr gute Gesamtverarbeitung, die liebevoll-eigenständigen Details (insbesondere auf dem Zifferblatt) und nicht zuletzt der bodenständig-sympathische Auftritt vom Vater-Tochter-Gespann Liefer. Das alles lässt das Preis-Leistungs-Verhältnis in einem akzeptablen Licht erscheinen. Ich freue mich jedenfalls auf weitere Modelle von FineWatchesBerlin!
FineWatchesBerlin-Uhren sind erhältlich bei Juwelier Brose in Berlin und natürlich online…
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